Fragen

Wann ist Psychotherapie ratsam?

Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode, die dann Sinn macht, wenn Sorgen, Depressionen oder Ängste Sie schon seit einiger Zeit quälen.

Trifft für Sie eine oder mehrere der folgenden Fragen zu:

  • Lassen Sie sich häufig krank schreiben?
  • Können Sie nach der Arbeit nicht mehr abschalten?
  • Haben Sie z.B. häufige körperliche Beschwerden, chronische Rückenschmerzen, gestörten Schlaf?
  • Fühlen Sie sich schnell gereizt?
  • Haben Sie Selbstmordgedanken?
  • Gibt es kaum Menschen, mit denen Sie über belastende Dinge sprechen können?
  • Oder helfen die Gespräche mit Nahestehenden auch nicht mehr weiter?
 
 

Was passiert in der Psychotherapie?

In der psychotherapeutischen Sprechstunde wird zunächst abgeklärt,

  • welche Diagnose vorliegt
  • ob eine Psychotherapie notwendig ist
  • ob eine Verbesserung der psychischen Befindlichkeit oder Stabilisierung mithilfe psychotherapeutischer Methoden zu erwarten ist.

Nur unter diesen Voraussetzungen kann die Kostenübernahme durch eine Krankenkasse erfolgen.
In den nachfolgenden ca. 2 probatorischen Sitzungen geht es um den Aufbau einer therapeutischen Arbeitsbeziehung, die biographische Anamnese, die ersten verhaltensanalytischen Zusammenhänge sowie die erste Zielsetzung.

Neu ist seit dem 01.04.2017 die Akutpsychotherapie, die bis zu 12 Stunden bewilligt werden kann. Akutbehandlung ist eine zeitnahe, psychotherapeutische Intervention zur kurzfristigen Verbesserung der Symptomatik und strebt keine umfassende Bearbeitung der zugrundeliegenden ätiopathogenetischen Einflussfaktoren an. Diese ist 1 x im Jahr möglich.

Eine Kurzzeittherapie umfasst bis zu 24 Therapiestunden. Die Sitzungen der Akutbehandlung werden hier miteingerechnet.

Eine Langzeittherapie umfasst in der Vt bis zu 60 Therapiestunden.

In den therapeutischen Gesprächen wird es nicht nur um Ihre Probleme und Schwierigkeiten gehen. Genauso wichtig ist es von Anfang an, Ihre Stärken und Ihre Kraftquellen zu entdecken, diese bewusster zu machen und zu pflegen.
Eine Therapiestunde dauert 50 Minuten.
In der Regel finden die Stunden in der Verhaltenstherapie einmal wöchentlich statt, oder in 14 -tägigen Abständen. Besonders zu Beginn der Behandlung empfehlen sich regelmäßige Termine, um an einem Thema arbeiten zu können und Fortschritte machen zu können. Bei Expositionen können u.U. auch mehrere Stunden eingeplant werden. Größere Abstände sind erst nach längerer Therapieerfahrung gegen Ende der Therapie sinnvoll.

 

Was kostet mich das?

Verhaltenstherapie gehört zu den Richtlinienverfahren, d.h. dass diese Kosten bei Vorliegen einer Diagnose und Indikation von den Krankenkassen übernommen werden.

Wenn Sie Psychotherapie als reine Selbsterfahrung interessiert, wenn Sie Focusing-Sitzungen, Supervision oder Paartherapie in Anspruch nehmen möchten, so werden diese Kosten von der Kasse nicht anerkannt und müssen selbst gezahlt werden.

 
 

Wo liegen die Möglichkeiten und Grenzen von Psychotherapie?

Generelle, übergeordnete Ziele von Psychotherapie sind:

  • Störungen beheben, lindern oder lernen, besser damit klarkommen


Unterstützend dabei sind oft folgende Ziele:

  • Selbstbewusstsein erlangen - besser mit sich in Kontakt kommen, mehr im Einklang mit sich sein
  • Unklares klären - zu Selbstverantwortung heranwachsen
  • sich selbst besser annehmen können – gesunde Selbstfürsorge entwickeln
  • mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden im Leben finden
  • mehr Kontrolle über sich und über das eigene Leben haben



Große Gefühle und kleine Schritte
Spektakuläre Kindheitstraumata aufdecken, dann geheilt? Es kann eine sehr befreiende Erfahrung sein, in der Therapie den wirklichen Konflikten auf die Spur zu kommen, und ihre Realität anzuerkennen. Dann beginnt jedoch die Arbeit zu lernen, damit einen Umgang zu finden. Es ist ein langsamer Wandlungsprozess in kleinen Schritten, die zu gehen Ihnen niemand abnehmen kann.

Die Grundstrukturen unserer Persönlichkeit bleiben uns, und können immer wieder auftauchen. Sie lernen, besser damit klarzukommen, und auch die Stärken Ihrer Eigenarten zu entdecken.

Die Weisheit ist in uns selbst
Kein Mensch kann uns die Verantwortung für das eigene Leben abnehmen.

Therapeut/innen sind als Assistenten, Katalysatoren, Beschleuniger, Helfer im Entwicklungsprozess an zu sehen.
Die psychotherapeutische Kunst besteht weniger darin, einen Rat zu geben, auf den Sie nicht selber gekommen wären. Da können Ihnen ja auch Freunde oder andere Nahestehende oft weiterhelfen. Sie besteht vielmehr darin, ein möglichst störungsfreies Feld zu bieten, so dass Sie sich in geschützter Atmosphäre konzentriert auf Ihr Eigenes besinnen können. Und dass Sie eine Hilfe finden, hilfreiche von schädlichen Gedanken und Impulsen in sich auseinander zu halten. Aschenputtel rief die Tauben, die ihr halfen, die Erbsen zu sortieren. Therapie ist vergleichbar einem inneren Überblick schaffen, innerlich Ordnung machen, um die eigene innere leise Stimme zu finden, die den Weg weist.

Das kleine Glück finden
Wenn Sie Therapie machen wollen, um endlich das dauerhafte Glück zu finden, werden Sie zu keinem Ende finden. Es gibt auf Erden nicht die absolut dauerhafte Erfüllung. Es gibt kein Leben ganz ohne Ängste, ohne Schuld- und Schamgefühle. Es gibt keinen perfekten Menschen ohne Schwächen. Trauer, Wut und Ängste gehören zum Leben genauso wie Freude, Lachen und Liebe. Aber es gibt einen heilsamen und einen problematischen Umgang mit Gefühlen. Und es gibt die Möglichkeit trotz allem, dem kleinen Glück immer mehr Raum zu Entfaltung zu bieten.

Therapie bedeutet auch aktiven Einsatz für sich selbst
Therapie findet nicht nur in der Stunde statt. Neben geschütztem Raum bedeutet sie auch ein Stück Arbeit und Kämpfe der Überwindung! Es ist notwendig, in der Therapiestunde erarbeitete Aufgaben außerhalb zu üben, und in passenden Schritten über den eigenen Schatten zu springen. Therapie findet nicht nur in der Stunde statt.

Wir können uns selbst verändern, aber nicht andere
Manchmal kann es jedoch dazu führen, dass andere sich ändern, wenn wir uns ändern.

 

Krise als Chance?

Es gehört zum menschlichen Leben, dass wir mit Situationen konfrontiert werden, bei denen wir an unsere Grenzen gelangen: bei allen Menschen gibt´s solche Situationen früher oder später. Menschen gehen nur unterschiedlich damit um:

Manche hoffen einfach auf die Zeit, fügen sich in anfangs vielleicht harmlose, inzwischen schädlich gewordene Gewohnheiten. Einige flüchten in die Sucht, um sich einen (scheinbaren) Ausweg zu schaffen. Andere versuchen eigene Interessen mit Gewalt oder sogar in Form von Delinquenz durchzusetzen.

Wieder andere suchen Hilfe bei Familie oder Freunden, bemühen sich aktiv um Unterstützung und neue Informationen, um mit den Belastungen oder Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt, fertig zu werden.

Psychotherapie ist dabei eine der Möglichkeiten, sich um aktive Verwandlung der Situation zu kümmern. Sie bedeutet Unterstützung in der Veränderung. Sie gibt Hilfestellungen, schädliche Gewohnheiten im eigenen Tempo loszulassen, und statt dessen positiveren Umgang mit sich und anderen aufzubauen.

Zu wem soll ich gehen?

Die Berufsbezeichnung Psychotherapeut / Psychotherapeutin ist seit dem 1.1.1999 geschützt. Es kann entweder ein/e Psychologe/-in oder ein/e Mediziner/in für Erwachsene, Kinder, Jugendliche oder ein/e (Sozial-) Pädagoge/-in (für Kinder und Jugendliche) Psychotherapie ausüben. Alle verschiedenen Berufsgruppen müssen zusätzlich zu ihrem Studium eine langjährige psychotherapeutische Zusatzausbildung abgeschlossen haben.